Beim Aufräumen ist mir dieses Buch wieder in die Hände gefallen, dass es leider nur noch antiquarisch gibt. Ich habe den Autor vor einigen Jahren an seinem Stand auf der Frankfurter Buchmesse getroffen, weil der Stand kaum zu übersehen war wegen der Papiertiere – 🙂 Während an den anderen Ständen ein Buch neben das andere gequetscht war, gab es hier Papiertiere an den Wänden und ein Buch im Regal. Na gut, es waren vielleicht zwei oder drei Exemplare des gleichen Buches. Aber es gab definitiv nur einen Buchtitel, der dort angeboten wurde: Zoolori Fuchs-Tour. Es handelt von einem Fuchs, der sich am Anfang des Buches von einer Fledermaus auf eine Reise verabschiedet und am von Reise und Buch der Fledermaus einen guten Flug wünscht. Ein knapper Text, mit dem es dem Berliner Künstler Matthias Glatzel gelingt, ein ganzes Buch zu füllen. Die übrigen 40 Seiten des Bilderbuches sind gefüllt mit Bildern von Begegnungen des Fuches mit anderen Tieren. Nicht irgendwelchen Tieren, sondern aus Papier geschnittenen und gefalteten Papieren, die die Betrachter leicht nachmachen können. Eine Vorlage für sechs Tiere liegt dem Buch bei, aber wer das Prinzip einmal erkannt hat, kann viele weitere Tiere schnippeln und falten, zumal auf den Seiten immer auch das „Schnittmuster“ für die Tiere abgebildet ist.

Wie Matthias Glatzel zu seinen Papiertieren kam

Matthias Glatzel hat es bisher auf 500 Tiere gebracht, die bei ihm zu Hause stehen. Auf die Idee für dieses Kunstprojekt kam er bei seiner Tätigkeit auf der Kinderstation des DRK-Klinikums Westend, wo er Kunstprojekte mit kranken Kindern und Jugendlichen durchführt. Viele von ihnen sind bettlägerig und können nicht mit ausladenden Materialien oder Klebstoff arbeiten. Hier sind einfache Materialien nötig wie eben Papier und Schere. Das klingt banal? Dann empfehle ich, Matthias Glatzel einmal zuzuschauen, wie er mit wenigen langen oder kurzen Schnitten und einfachen Falzungen aus dem gleichen Stück Papier ein lang- oder kurzbeiniges Tier faltet, spitze Ohren oder spitze Zähne entstehen lässt. Am liebsten hätte ich gleich mitgefaltet, aber die nächsten Stände und Gesprächspartner warteten. Wenigstens konnte ich ihm ein Buch abschwatzen, sodass ich experimentieren kann.

Matthias Glatzel kommt gebürtig aus Münster, lebt aber heute in Berlin. Er ist bildender Künstler, malt, entwickelt Installationen und sorgt dafür, dass kranke junge Menschen in Berlin ihre Krankheit für einige Zeit vergessen und sich in der Welt der Fantasie verlieren können. Letzteres ist einzigartig in Deutschland, glaube ich, denkt der Tagesspiegel und meint Matthias Glatzel. Sollte jemand ähnliche Projekte kennen, bitte im Kommentar posten.

Das Buch „Zoolori“ ist in einer ersten Auflage von 750 Exemplaren erschienen, die der Künstler komplett vorfinanziert hat. Es heißt also schnell zugreifen, denn das Buch ist ein wunderbares Weihnachtsgeschenk und würde im Übrigen auch sehr gut in Museumsshops passen. © Dr. Birgit Ebbert www.papierzen.de