Die Idee, Anregungen und Ideen zum Papier falten unter dem Begriff PapierZen zusammenzutragen, entwickelte sich, als ich selbst nach einer extrem arbeitsreichen und stressigen Zeit, entspannen musste. Ich suchte nach etwas, das mir Spaß machte, nicht unter Druck setzte und dazu noch fernab vom PC war. Handarbeiten kamen für mich nicht in Frage, obwohl ich früher richtig viel gestrickt und genäht habe. Aber da steht für mich immer das Ziel, das fertige Produkt im Vordergrund. So ist es bei Fotobearbeitungen und auch beim Falten von Origami-Tieren. Das klingt nach einem Widerspruch, weil ich 1.000 Kraniche gefaltet habe. Aber das war ein einmaliges Projekt, das ich interessant fand. Es hat mir aber auch gezeigt, dass die entspannende, meditative Wirkung eben dadurch entsteht, dass man die gleiche Figur wiederholt faltet. Das verlangt eine gewisse Aufmerksamkeit, damit das Papier genau gefaltet wird und damit die Faltreihenfolge eingehalten wird.
Seit ich das Falten wieder entdeckt habe, ertappe ich mich gelegentlich dabei, dass ich unaufmerksam bin, dann kommt es vor, dass ich zwar eine Figur falte, aber nicht die, die ich falten wollte. PapierZen macht sich diese Aspekte, die Aufmerksamkeit bewusst auf Papier, Finger und Faltung lenken und Wiederholung zu nutze. Damit diese wirklich auswendig, ohne Unterbrechung durch Nachschauen in der Anleitung und im Internet zu falten sind, sind die Figuren, die für mich unter PapierZen fallen, einfach zu falten. Der Aha-Effekt entsteht bei vielen Figuren oft erst, wenn mehrere Teile miteinander verbunden werden.
Und da bin ich bei dem, was PapierZen für mich von klassischen Origami unterscheidet. Ich falte, um zu falten und mich für kurze Zeit aus dem Alltag zu rücken. Aber irgendetwas muss mit dem Ergebnis passieren. Irgendwann hat jeder im Bekanntenkreis einen Elefant, wenn man gerne Elefanten faltet, oder einen Kranich. Ganz ehrlich, seit ich die 1.000 Kraniche gefaltet habe, weiß ich, wie viel 1.000 sind. Ich habe so viele verschenkt und bei Lesungen verteilt und immer noch besitze ich eine riesige Kiste voll. Hingegen habe ich bestimmt auch schon 1.000 Schönheitsformen, meine Lieblingsform des PapierZen, gefaltet, manche davon warten noch in einer Schachtel, damit ich sie zu Weihnachtskarten oder für ein Bild verwende. Aber die meisten habe ich zum Gestalten von Lampenschirmen oder „Mäntel“ für Blumenvasen, Bildern, Leporellos, Deko für Notizzettelhalter … verwendet. Dabei sind diese Schönheitsformen eigentlich auch als stand alone-Faltung gedacht.
Seither schaue ich beim Blättern durch Papierbastel- und Origami-Bücher nicht darauf, welche Tiere man falten kann, sondern welche einfachen Faltfiguren es gibt, die man zusammenstecken muss oder kann und die sich leicht weiternutzen lassen. Obwohl beim PapierZen der Weg das Ziel ist, sollen schließlich die Ergebnisse nicht nerven, sondern weiterhin Freude machen. Nebenbei bemerkt, ist es das, was mich davon abhält, die Erwachsenen-Malbücher zu nutzen – was soll ich am Ende mit den ganzen Bildern machen? Zum Wegwerfen sind sie zu schade. 🙂 Ich würde sie verfalten bzw. habe sie verfaltet, als ich in der Entwicklungsphase Mandalas ausgemalt habe.
Wie ich das Falten wiederentdeckt habe
Natürlich ist das Hantieren mit Papier nichts Neues und viele Menschen entspannen sich schon jetzt damit. Allerdings falten, schneiden, kleben oder reißen die meisten ergebnisorientiert, weil sie eine Grußkarte gestalten möchten oder eine Collage erstellen. Darum genau geht es nicht beim PapierZen. Hier steht der Weg im Vordergrund, das Falten, Schneiden, Kleben, Reißen … als Selbstzweck. Erst wenn man nicht mehr weiter kann, weil das Papier zu klein geworden, die Zeit um ist oder man das Gefühl hat, jetzt wäre das Werk genau richtig, liegt ein Ergebnis vor. Und was man damit macht, überlegt man sich erst dann.
Ich muss vorweg schicken, dass ich schon immer viel mit Papier gebastelt habe – als Kind und als Erwachsene. Ohne dass es mir klar war, habe ich mich dabei entspannt. Damals hat sich noch keiner Gedanken über Work-Life-Balance, Meditation oder Entspannung gemacht. Ich habe halt gewerkelt, weil ich Freude daran hatte. 2015 habe ich das Falten dann wiederentdeckt – erstaunlicherweise auf unterschiedliche Weise innerhalb kurzer Zeit:
Zuerst erzählte mir der Streetartist Happyguy bei einer Ausstellung, dass er Kraniche faltet, um sich zu entspannen und weil er irgendwann so viele hatte – das kenne ich 🙂 – hat er sie auf kleine Äste geklebt und freigelassen. Bei der Ausstellung durfte man sich kleine Kranichbäumchen mitnehmen, einer hat leider den Transport nicht überlebt, aber der andere steht immer noch auf meiner Fensterbank.
Dann brauchte ich für einen Roman eine Beschäftigung, die sich leicht und ohne großen Materialaufwand überall realisieren lässt. Dabei habe ich mich an Origami erinnert und nun faltet die Protagonistin Papier-Delfine.
Als nächstes wollte ich ein Geldgeschenk kreativ verpacken. Meine Freundin wünschte sich Geld für ein besonderes Porzellan, also brauchte ich eine Tasse – und erinnerte mich an die Becher, die wir früher gefaltet haben und die Ziehharmonika-Falz für die Untertasse, ein wenig Pfeifenputzer als Henkel und für die 50, schon war ich fertig.
Schließlich sah ich, dass die Buchhandlung am Rathaus einen Origami-Workshop anbot. Zu dem Zeitpunkt war mir schon klar, dass ich dringend etwas finden muss, um mich im Alltagsstress abseits des Computers zu entspannen. Häkeln und Stricken kamen nicht in Frage, weil die Projekte alle viel zu lange dauerten. Angefangene Dinge kann ich nicht liegen sehen, das stresst mich.
Bei der Recherche zu Origami entdeckte ich dann die Geschichte der 1.000 Kraniche, ich wurde an die Faltungen von Fröbel erinnert und irgendwann hatte ich einen Weg gefunden, mit dem ich innerhalb kurzer Zeit entspannen kann. Und die Ergebnisse lassen sich als Deko-Elemente oder für Grußkarten nutzen wie 2016 für Weihnachtskarten.
Dass diese Entwicklung einherging mit der Suche nach neuen Formen, Literatur zu präsentieren, war eher Zufall. Meine Literaturart bietet mir natürlich die Möglichkeit, Entspannung und Spannung miteinander zu verbinden. Aber auch ohne diesen Weg gibt es viele Wege, die gefalteten Module zu verwenden. Doch dazu mehr an anderer Stelle, eigentlich will ich ja ein Buch dazu veröffentlichen. Das Exposé dazu liegt bereits bei meinem Wunschverlag – samt dem Kunstbegriff „PapierZen“ für diese Form der Entspannung. Seit einigen Wochen liegt das Exposé nun da und langsam fange ich an, mir Sorgen um meine schöne Wortschöpfung zu machen. Deshalb habe ich gestern schnell eine Internetseite darüber erstellt, die Domain habe ich schon einige Wochen. Leider ist es in Deutschland teuer, einen Begriff als Marke schützen zu lassen – klar, für Verlage sind die paar Hundert Euro Peanuts, für eine freie Autorin die Telekommunikationsgebühren für ein ganzes Jahr. Also habe ich mich entschieden, mit der Website und diesem Blogbeitrag deutlich zu machen, dass der Begriff „PapierZen“ von mir stammt! Als ich die Domain reserviert habe, gab es keinen einzigen Suchmaschineneintrag mit diesem Begriff, die einzigen Suchergebnisse bezogen sich auf Servietten, auf denen Buddhafiguren, Steine oder andere Elemente, die mit Zen in Verbindung gebracht werden, abgebildet sind. © 2018 Birgit Ebbert www.PapierZen.de