Wann genau das Buch „Spiel und Arbeit“ von Hugo Elm im Otto Spamer Verlag erschienen ist, lässt sich nicht sagen. Die Deutsche Nationalbibliothek vermutet 1885, kennt auch eine Auflage von 1898 und wenn von dem Reprint des Unikum Verlags, der mir vorliegt, die Rede ist, heißt es, das Buch stamme aus dem Jahr 1900. In einem Online-Shop habe ich noch eine Ausgabe aus dem Jahr 1874 entdeckt. Da in meinem Reprint vermerkt ist, dass es sich um die zweite verbesserte Ausgabe handelt, gehe ich davon aus, dass es dem Original von 1898 entspricht. Der Untertitel „Bildende Arbeiten und unterhaltende Spiele für Knaben und Mädchen“ wird auf dem Innentitel ergänzt um den Hinweis „Nach Fröbelschen Grundsätzen“ bearbeitet.
Über das Buch und den Autor
Der Autor Hugo Elm ist vermutlich identisch mit dem Lehrer und Schriftsteller Hugo Elm, von dem in der Thüringer Datenbank des Literaturrates über 30 belletristische Bücher aufgeführt werden. Dort finden sich auch einige biografische Daten, dass er am 7. März 1843 in Gera geboren wurde und am 17. Mai 1900 in Dresden verstorben ist. Von 1861 bis 1881 war er Lehrer in Gera, musste seine Stellung dann aus politischen Gründen aufgeben. 1883 lebte er in Dresden und war als Lehrer an Privatschulen und freier Schriftsteller tätig. Zu seinen beiden Berufen passt das 170 Seiten umfassende Werk. Was mich etwas irritiert hat, dass mir manche Illustrationen bekannt vorkamen, ich habe sie dann wiedergefunden in dem Buch von Marie Leske, das 1865 erschienen ist. Da hat sich der Verlag wohl an den Abbildungen aus diesem Buch bedient.
In der Veröffentlichung wird übrigens nicht deutlich, ob es eine Abstimmung mit den Erben Friedrich Fröbels oder dem Fröbel-Verein gab, fast sieht es so aus, als hätte der Verlag festgestellt, dass die Fröbelschen Beschäftigungen ein gutes Produkt ergeben könnten und den in Ungnade gefallenen Lehrer und Schriftsteller mit dem Schreiben des Buches beauftragt. Zumindest das Beschäftigungsbuch von Barth & Niederley war zu der Zeit auf dem Markt.
Papierfalten und andere Papierarbeiten in dem Buch
Im Inhaltsverzeichnis des Buches tauchen verschiedene Aspekte der Fröbelschen Förderung und Beschäftigung auf, allerdings in einer anderen Reihenfolge als in anderen Büchern. Nach Kapiteln zum „Netzzeichnen“, „Ausstechen“ und „Ausnähen“ werden im Kapitel „Flechten“ verschiedene Flechtmuster und Flechtformen vorgestellt, u. a. finde ich dort das Kreuz und einige Lesezeichen, die ich aus Mustermappen von Kindergärtnerinnen kenne, und das geflochtene Körbchen, das ich in ähnlicher Weise in Bad Blankenburg im Fröbel-Museum gesehen habe. Nach anderen Beschäftigungen aus dem Fröbel-Kosmos, ergänzt um Arbeit mit Holz, Kork und Draht, werden im Kapitel „Papierkünste“ wiederum Schwerpunkte aus den Fröbel-Veröffentlichungen (Ausschneiden, Verschnüren und Falten) aufgegriffen, ergänzt um Papierblumen, Rätsel und Papparbeiten.
Im Abschnitt „Ab- und Ausschneiden“ finden sich Illustrationen aus dem Buch von Marie Leske und als Faltmodelle werden ebenfalls die Figuren aus deren Veröffentlichung dargestellt. Danach wird das „Verschnüren“ zu einem Stern, den wir heute als Fröbelstern kennen, erläutert. In einem weiteren Kapitel finden die Leser:innen die Anleitung für einen „Chromatropen“, der später und heute noch Thaumatrop genannt wurde und wird, die Ofenschlange und den Trick, wie man durch eine Karte steigen kann. Im Anhang finden sich Tafeln mit Beispielen, die mir schon in anderen Büchern als „Fröbelmuster“ begegnet sind, ich weiß nur noch nicht, in welchen.
Fazit zum Buch
Etwas Neues aus heutiger Sicht habe ich in dem Buch nicht entdeckt, aber das wird 1885 oder 1898 anders gewesen sein. Damals war es noch wichtig, möglichst breit die neuen Ansätze der Beschäftigung und Förderung von Kindern zu verbreiten. Interessant fand ich, dass auch damals bereits vorhandener „Content“ mehrfach genutzt wird und ich habe noch immer den Verdacht, dass man es sich mit dem Urheberrecht etwas zu leicht gemacht hat, aber die Geschichte des Urheberrechts würde hier zu weit führen. Für meinen Blog finde ich es wichtig, auch auf das Buch hinzuweisen. Vielleicht möchte ja irgendwann jemand eine ausführliche Synopse der ersten Publikationen mit Faltanleitungen erstellen 😊 © 2024 Dr. Birgit Ebbert www.PapierZen.de
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