Bei meiner Recherche über die Legende der 1000 gefalteten Kraniche bin ich auf dieses Bilderbuch gestoßen, das mich entzückt hat. Obwohl Sadakos Geschichte traurig ist, hat Judith Loske sie so aufbereitet, dass man gerne in das Bilderbuch versinkt. Das liegt sicher zum einen an dem reduzierten Text, aber vor allem an den zarten, anrührenden Illustrationen mit vielen gefalteten Kranichen und der Perspektive, die sie für die Erzählung gewählt hat.
Es ist nämlich die fiktive Katze Sadakos, die die Geschichte des kleinen Mädchens erzählt, das Jahre später an den Spätfolgen des Abwurfs der Atombombe auf Hiroshima erkrankte und starb. Nachdem sie von der Legende der 1000 Kraniche erfahren hatte, wollte sie diese Vögel falten. Sie hat die 1.000 Kraniche jedoch nicht mehr geschafft. Aber durch ihre Geschichte ist die japanische Legende bekannt geworden.
Judith Loske hat mir dankenswerter Weise ein wenig über die Hintergründe des Buches erzählt.
Woher kennen Sie Sadakos Geschichte?
Im 3. Semester meines Illustrationsstudiums hatten wir das Thema „Tod und Mädchen“ als Aufgabe bekommen. Der Klassiker hierbei ist sicherlich das gleichnamige Gedicht von Matthias Claudius mit dem ich mich auch beschäftigt habe. Bei der weiteren Suche stieß ich dann auf das Mädchen Sadako Sasaki, die auf den Tod in Form der Atombombe trifft. Gewählt habe ich die Geschichte für das Semesterprojekt dann trotzdem nicht. Irgendwie wusste ich, dass ich für das Thema noch nicht bereit war. Als ich dann das Sujet Kinderbuch näher kennenlernte, wusste ich, das wird meine Diplomarbeit – Sadakos Geschichte in einem Bilderbuch zu erzählen.
Wie kamen Sie auf die Idee, Sadako eine Katzenfreundin zur Seite zu stellen?
Ich wusste, dass das Thema Tod und Sterben für Kinder ziemlich hart ist. Besonders weil es ein Bilderbuch werden würde und die Leser noch sehr jung sein würden. Dass Sadako am Ende der Geschichte stirbt, war eine unabänderliche Tatsache. Also fragte ich mich, wie kann ich dieses traurige Ende für Kinder verkraftbar machen? Da fiel mir ein, dass ich die Geschichte nicht aus Sadakos Sicht schreiben müsste, sondern aus der Sicht eines Außenstehenden. Und das wurde eine Katze. Sicherlich weil ich selbst Katzen als Haustiere habe. Die Katze sollte also der stille Beobachter werden, der dann doch eine größere Rolle bekam, als eigentlich gedacht. Die Katze wurde die beste Freundin von Sadako und gab mir gleichzeitig die Möglichkeit die Geschichte auch nach Sadakos Tod weiterzuerzählen und dem Leser zu zeigen, wie sie mit der Trauer umgeht und welche Hoffnung sie aus den Kranichen zieht.
Wie viele Kraniche haben Sie selbst gefaltet?
Für die Präsentation der Diplomarbeit wollte ich möglichst viele Kraniche falten. Ich habe meine Familie mit eingespannt und am Ende waren es so um die 650 Kraniche.
Ungefähr 5 Jahre später, als das Buch „Sadakos Kraniche“ schon erschienen war, habe ich ein Bilderbuchkino meines Buches besucht und mich sozusagen „inkognito“ dazugesetzt. Vorher wurden mit den Kindern Kraniche gefaltet und ich musste mir tatsächlich Hilfe beim Falten holen, weil ich die einzelnen Schritte nicht mehr parat hatte. Gut, dass keiner wusste, wer ich war! 😀
Judith Loske: Sadakos Kraniche. Minedition 2011
Mehr über die Autorin gibt’s auf www.judith-loske.de/