Am nächsten Sonntag, 18. September 2022, ist wieder Papiertag im Hagener LWL-Freilichtmuseum, vor sechs Jahren war ich zum ersten Mal dort – als Besucherin, einen Bericht darüber aus meinem ehemaligen AutorinBlog findet ihr am Ende dieses Postings. Vor vier Jahren durfte ich dann mit großen und kleinen Papierfans Kraniche, Frösche und andere Tiere falten. Nach der Pandemie-Pause ist es nun am Sonntag wieder soweit, dass sich alles in dem Freilichtmuseum für Handwerk und Technik um Papier dreht – und ich drehe mit, ok, falte mit: Schmetterling, Frosch & Co. Ich bin gespannt, ob und wer zum Falten kommt und werde direkt mal nachgucken, welche Tiere ich vor drei Jahren im Tierpark in Gotha gefaltet habe 🙂
04.09.2016 Mein erster Papiertag im Freilichtmuseum 2016
Seit ich nicht nur Papier beschreibe, sondern auch falte und bastle, bin ich erst recht neugierig auf das Material und habe gestern den Papiertag im Hagener Freilichtmuseum genutzt, mich zu informieren. Sehr interessant, sag ich euch, ich habe zwar wieder mehr fotografiert, gefragt und gequatscht, als selbst experimentiert. Aber dafür kann ich jetzt auch darüber berichten.
Werken, Basteln, Eperimentieren mit Papier
An vielen Ständen vor der Papiermühle und in der Druckerei konnten vor allem Kinder, aber auch Erwachsene, Papier erleben: Im Zellstoffbrei mantschen und Flummis suchen, Papier selbst schöpfen, mit buntem Zellstoff kleine Kunstwerke anfertigen, mit Modeln drucken, Papierflieger falten und um die Wette fliegen lassen, mit Feder und Tinte schreiben, Papier schneiden und kleben und vieles andere. Ich habe wieder viele Ideen gesammelt, mich von Kalligrafin Andrea Schmadtke motivieren lassen, meine Glasfeder endlich wieder zu benutzen. Im Papierbastelraum von Ute Honerkamp und Anja Büscher habe ich ein wenig gequatscht und gelernt, dass man mit einer Kräuterschere super Fransen schneiden kann. Und was man mit dem, was auf Papier gedruckt wird, machen kann, konnten die Kinder beim „Papiertheater“ Kamishibai erleben, das von der Stadtbücherei angeboten wurde. Wer da noch Langeweile hatte, war selbst schuld.
Papyrus, Papier, Pergament
Aber ich wollte ja nicht nur Bastelanregungen mitnehmen, sondern auch etwas über Papier erfahren. Das war der Grund, weshalb ich unbedingt durch den Regen stapfen musste – um 14.00 Uhr war eine Führung vom Leiter des Museumspädagogischen Dienstes, Dr. Hubert Köhler, zur Papiergeschichte anberaumt. Natürlich wusste ich ein wenig über Papier, aber das die Geschichte so wechselvoll ist und es so viele Ansätze gab, beschreibbares Material herzustellen, war mir neu.
Papier ist mehr als Papier
Dass früher auf Pergament geschrieben wurde, das aus Tierhaut entstand, und man in Ägypten Papier aus dem Stiel der Papyruspflanze herstellt, hatte ich schon gehört. Auch dass das „künstlich“ hergestellte Papier – meine Bezeichnung – erstmals in China produziert wurde, wusste ich. Dass es aber aus alten Textilien entstand, war mir neu. Erste Aufzeichnungen darüber, dass dieser Beschreibstoff hergestellt wurde, stammen aus dem Jahr 105 n. Chr. Diese Erfindung ermöglichte es, Schreibmaterial günstiger herzustellen als die bis dahin genutzte Seide. Kein Wunder, dass die Chinesen, das Verfahren geheim halten wollten. Tja, da hätten sie sich nicht in Kriege verstricken sollen. Durch die Ausbreitung der Chinesen nach Europa landete die Kenntnis von einem solchen Material in Bagdad und Damaskus und fand von dort ihren Weg nach ganz Europa. Um 1100 kannte man in Spanien Papier, die erste Papiermühle in Deutschland wurde 1390 in Nürnberg gegründet und bis ins 19. Jahrhundert wurde Papier noch aus Textilien gewonnen. In Mittelamerika, so erfuhr unsere kleine Gruppe, gibt es darüber hinaus noch Tapa als Grundstoff für Papier, ein Rindenbast, der vom Papiermaulbeerbaum stammt.
Papier aus Holz & mehr
Unter uns – ich war immer davon ausgegangen, dass Papier aus Holz gewonnen wird. Von dem Recycling-Papier abgesehen, das während meiner Studienzeit ziemlich angesagt war. Dabei gibt es Papier aus Holz noch nicht einmal 200 Jahre und die Idee dazu kam aus Deutschland. Friedrich Gottlob Keller suchte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach einem Weg, das immer mehr benötigte Papier herzustellen ohne Textilien, die nicht in ausreichender Menge beschafft werden konnten. Er erinnerte sich daran, wie Wespen aus Holzfasern ihr Nest bauen und versuchte, diese Technik auf die Papierherstellung zu übertragen. Daraus entstand die Idee einer „Holzschliffmaschine“. Mal ehrlich, hattet ihr den Namen jemals gehört? Wenn man bedenkt, welch weltbewegende Erfindung er zu Wege gebracht hat. Im Laufe der Zeit und auch heute noch, wurde und wird weiter experimentiert, wie man Papier herstellen kann, aus Flachs, aus Baumwolle, einer der Teilnehmer erzählte, dass es Papier aus Hanf gibt, und im Forscherlabor konnten wir unter dem Mikroskop eine Heftseite aus Ginsterpapier betrachten.
Papierherstellung am Papiertag
Nun ist es ja gut und schön zu wissen, woraus Papier entsteht, ebenso interessant finde ich, wie denn nun genau aus Holz, Flachs oder was auch immer ein Blatt Papier wird. Da bin ich nun ein bisschen schlauer. Wie genau aus dem Rohmaterial der Zellstoff gewonnen wird, den man für die Papierherstellung braucht, weiß ich nicht. Aber am Papiertag konnten die Besucher zuschauen, wie Papier langsam mit der Hand und schnell mit der Maschine entsteht. Das hat mich fasziniert. Wie schnell aus einem Brei, der aussieht wie ein bedeckter Himmel mit Schäfchenwolken, ein Blatt Papier wird. Ich habe mir im Museumsshop sofort eine Bastelpackung gekauft und werde das demnächst ausprobieren 🙂
Papiergeschichte in Hagen
Schon bei der Führung wurde deutlich, dass die Stadt Hagen und die Region hier eine eigene Papiergeschichte hat. Es gab einige Papiermühlen und das Verwaltungsgebäude der Firma Vorster ist sogar ins Freilichtmuseum umgezogen. Aber auch heute noch wird in Hagen Papier hergestellt von der Firma Kabel Premium Pulp und Paper Gmbh, die erst seit Donnerstag so heißt, seit sie offiziell aus dem Konzern Stora Enso ausgekoppelt wurde. Die Idee des Papiertags, der jetzt zum elften Mal durchgeführt wurde, geht auf das Unternehmen zurück, das das Freilichtmuseum seit vielen Jahren unterstützt – den Papiertag nicht nur finanziell, sondern auch tatkräftig an der Papiermaschine und an den Aktionsständen.
Mein Fazit: Eine sehr interessante Veranstaltung, die ich im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder besuchen werde.