Vor einiger Zeit habe ich schon die „Japanische Topftasse“ aus tollen 100 Jahre alten Buch von Richard Rothe „Falten und Formen mit Papier“ hier vorgestellt. Nun habe ich wieder einmal darin geblättert und viele außergewöhnliche Papierarbeiten gefunden.
Über das Buch
Erschienen ist das Buch im Deutschen Verlag für Jugend und Volk als Band 8 der Reihe Lehrerbücherei der Schulreformabteilung des Österreichischen Unterrichtsamtes. Autor ist Richard Rothe (1885-1955), der als einer der bedeutenden Fachpublizisten für Kunstpädagogik in Österreich galt und u. a. Fachreferent in der Reformabteilung des österreichischen Unterrichtsministeriums und Dozent an der Pädagogischen Institut für Lehrerfortbildung in Wien war. Das Buch über „Falten und Formen mit Papier“ aus dem Jahr 1923 ist Teil einer Reihe über Handarbeiten in der Grundschule.
Die Inhalte des Buches
Es enthält Informationen und Anregungen zum Falten allgemein, zum Papierfalten „im Dienste der Geometrie“, über verschiedene „Faltformen als Modelle, Spielzeug und improvisierte Gebrauchsdinge“, „Formen des Papiers“, „Die Bedeutung des Spielzeugs für den Unterricht“ und endet mit Stoffverteilungsplänen für die 1. und 2. Klasse (die vor 100 Jahren anscheinend geschickter und konzentrierter waren, denn manche der vorgestellten Beispiele könnte selbst mit doch einiger Faltkompetenz nicht mal eben realisieren 🙂 )
Im Vergleich zu anderen Büchern finden sich hier allerdings nur wenige traditionelle Faltmodelle wie die Schachtel oder der Trinkbecher. Stattdessen beschreibt das Buch, wie mit Faltschnitten ein ganzes Dorf entstehen kann, wobei reale Gebäude nachempfunden werden. Das ist wirklich verlockend, das nachzubauen, aber dazu brauche ich irgendwann mal viel Zeit 😊 Andere Faltmodelle wie die Schwalbe oder die Japanische Topftasse werden erklärt und in einen historischen Kontext gestellt. Erstaunt hat mich das Modell „Die tanzende Schlange“, weil ich – ohne dass ich das Buch zu dem Zeitpunkt kannte – exakt das gleiche Modell in meinem Buch „Schneiden und Reißen in der Kita“ erklärt habe.
Für Fortgeschrittene endet das Buch mit dem Anhang „Selbstgeschaffene Modellierbögen“, die auch auf meiner Todo-Liste für irgendwann stehen 😊 David Mitchell stellt das Buch in seinem historischen Origami-Forschungsprojekt ausführlicher vor, hier findet ich weitere Beispiele aus dem Inhalt.
Mein Fazit
Mir hat besonders gut gefallen, dass das Buch viele neue Anregungen enthält und sei es nur so einfache wie dieser Weihnachtsschmuck (auf dem Bild links) aus zusammengeschobenen Dreiecken. Fasziniert hat mich aber auch, dass ich dort schon Vorläufer der Kunst gefunden habe, die ich fast hundert Jahre später bei der Coda Paperart in Appeldoorn und in der Origami-Ausstellung in der Martha Herford entdeckt habe. Das passt genau zu meinem Motto „Geschichten spannen ein Netz über Zeit und Raum“, das gilt auch für Papiergeschichten. © 2024 Dr. Birgit Ebbert www.PapierZen.de www.birgit-ebbert.de