Gestern Abend war ich bei der Eröffnung der Ausstellung „Entfaltung“ mit Skulpturen von Papierkünstler Peter Dahmen und Stahlkünstler Sebastian Wien im Baukunstarchiv NRW in Dortmund. Mich haben natürlich besonders die Papierskulpturen interessiert, aber auch die Stahlskulpturen sind toll und das Gebäude ist ebenfalls klasse. Ein Besuch lohnt sich also gleich dreifach, auch wenn man sich vor allem für Papier interessiert 🙂
Peter Dahmen und das Papierdesign
Die Idee, Skulpturen aus Papier herzustellen, hatte Peter Dahmen vor 30 Jahren während seines Design-Studiums. Er sollte ein dreidimensionales Objekt entwerfen und herstellen und wollte dafür etwas aus Karton erstellen, weil er schon seit seiner Kindheit ein Faible für Papier und Karton hat. Dann fiel ihm auf, zum Glück noch rechtzeitig, dass sich Objekte aus Karton schlecht transportieren lassen – und nur bei gutem Wetter :-). Also entschied er sich, statt des Karton-Objektes eine 3-D-Konstruktion aus Papier herzustellen, die er zusammenklappen und in einer Mappe selbst bei Regen und in der Straßenbahn transportieren konnte. Eine gute Idee, immerhin entwickelt er heute als Papierdesigner im Auftrag von Kunden Pop-Up-Modelle. Dass das Thema ihn auch nach 30 Jahren noch fesselt, sieht man daran, dass er nicht nur beruflich, sondern auch künstlerisch mit Papier gestaltet. Dabei interessiert ihn weniger das fertige Objekt, das im Regal oder im Raum steht, sondern der Prozess des Aufklappens. Die Bewegungen, die dafür nötig sind, sind nur möglich, wenn Schneiden, Falten und Anordnen exakt ineinandergreifen.
Mich haben die Ergebnisse fasziniert, klappen durften wir ja nicht :-), aber auch die Kombinationen aus Licht und Schatten, die sich durch die Anordnung der Papierstreifen ergeben, sind interessant zu betrachten. Da für Peter Dahmen aber vor allem die Bewegung hinter dem Ergebnis das Spannende und die treibende Kraft sind, wurde ein Film vom Auf- und Zuklappen projiziert, den ihr euch bei YouTube anschauen könnt. Der erste Film, den er vor acht Jahren eingestellt hat, hatte bis heute übrigens fast 5 Millionen Zugriffe, irgendwie tröstlich, dass auch Kunst aus einem solch alltäglichen Material diesen Zuspruch findet, oder?
Peter Dahmen als Papierdesigner
Peter Dahmen hat Visuelle Kommunikation in Dortmund studiert und ist seit 2008 selbstständig als Grafikdesigner mit Pop-Up Karten, Paper-Engineering, Papierdesign – cool, oder? Davor war er – es fasziniert mich immer wieder, welche verborgenen Verbindungen es zwischen Menschen gibt! – vor seiner Selbstständigkeit war er nämlich Leiter der Werbeabteilung bei der Firma Heyda. Dessen Firmensitz befand sich ein paar 100 Meter Luftlinie von meinem Schreibtisch entfernt, das ist die erste Verbindung, und ich war in der Zeit, als Heyda von Brunnen gekauft wurde als freie Beraterin für Brunnen für den Bereich „Lernen lernen“ tätig 🙂 Die Werke von Peter Dahmen wurden bereits in vielen Ausstellungen gezeigt, sogar in Korea! Wenn ich aus Gotha zurück bin, werde ich ihn fragen, ob ich ihn für ein Interview besuchen darf, Dortmund ist ja nicht soooo weit weg von Hagen 🙂 Dann melde ich mich mit mehr Informationen. Bis dahin, frohes Nacharbeiten, auf der Seite von Peter Dahmen finden sich auch ein paar Anleitungen 🙂
Die Ausstellung ist zu sehen bis zum 27. März 2019 im Baukunstarchiv NRW, Ostwall 7, Dortmund.
Kleine Linksammlung
Internetseite von Peter Dahmen
YouTube-Kanal von Peter Dahmen
Website von Sebastian Wien, dessen Werke in meinem PapierZen-Blog wirklich etwas kurz gekommen sind 🙂
Seite vom Baukunstarchiv NRW, von dem ich vorher noch nie gehört hatte, sonst hätte ich da schon auf der Matte gestanden, als ich mich mit Hauszeichen beschäftigt habe